Kastration
 von Kaninchen?


 
Eine zwiespältige Not - "Lösung"
für Heimtierhalter ...

... unter dem Mantel
              des Schweigens


 

 
 

 

 

  

Das Hoppelleben des klassischen Beutetiers Kaninchens kann in der Obhut von Menschen zuweilen sehr lang und nicht selten schicksalsschwer und dennoch in der Gruppe auch reproduktiv sein. Dem Heimtierhalter stellt sich alsbald die folgenreiche Frage:

Tiere einzeln wegschließen oder Hunderte von Langohren im Stall beherbergen, oder jede Woche Kaninchenbraten und / oder schwunghafter Handel mit diesen Tieren zum Essen, als Prestige oder zum Kuscheln?

Wem all dies widerstrebt, dem bleibt nur eine sehr eingeschränkte Gruppenkonstellation oder Empfängnisverhütung für Kaninchen. Doch, was bedeutet Empfängnisverhütung bei Kaninchen?

Mit Pille oder Kondom, Religion, Ein-Kind-Politik, Sexual-Aggressionstrieb  hemmende Mittel,  Verordnungen mit Strafandrohungen und allerlei Ablenkungsmanöver wie bei der explosionsartig sich vermehrenden Spezies Mensch,  ist's hier bislang bei Kaninchen noch nicht weit her, also bleibt nur eine Kastration entweder der Männchen, oder aber der Weibchen. Das frühzeitige Entfernen derer Hoden bietet den Vorteil, dass die Buben nach Eintritt des Geschlechtsreifealters (ab 3  Monate) sich bei den anstehenden Rangordnungskämpfen zumindest nicht gar so zu beißen beginnen und keinen eigenen Weibchen-, Revieranspruch stellen. Werden Rammler und Häsin(nen) in einem gemeinsamen Revier als Haustier gehalten, so ist die (Früh-) Kastration des Rammlers und inzwischen sogar die Kastration von Häsinnen in Tierschutzkreisen gängige Praxis.

Kaninchen sterben nicht selten aufgrund ihrer besonderen Stress- und der damit verbundenen Verdauungsstörungsanfälligkeit nach tierärztlichen und tiermedizinischen Behandlungen. Auch in der Folgezeit nach einer Kastration können Kaninchen, Rammler wie Häsinnen, sterben. Tierärzte öffnen Kaninchen, nehmen ihnen Organe heraus und überlassen das Tier kurz nach dem Aufwachen dem Kunden, egal wie erfahren oder unerfahren er im Umgang mit Krankenpflege bei Hasenartigen ist. Selbst schwerste Eingriffe werden inzwischen auch an Kaninchen vorgenommen, und das, obwohl jeder Tiermediziner wissen müsste, wie hoch die Sterblichkeitsrate durch schmerz- und stressbedingte Anorexie gerade bei dieser Tierart (mit Stopfmagen) ist. Das Kaninchen überlebt zwar die Operation und man trägt nach dem Aufwachen ein lebendes Kaninchen hoffnungsvoll nach Hause; doch das Kaninchen stirbt dann in den folgenden Tagen an Nieren-, Kreislaufversagen; einer nicht rechtzeitig oder falsch behandelten Aufgasung oder Verstopfung, etc... Die Kaninchenhalter bleiben zurück mit Schuldgefühlen und einem toten Tier, welches "zu Hause" (also nicht unmittelbar durch den ärztlichen Eingriff) gestorben ist. Die intensivmedizinische Nachsorge nach operativen Eingriffen  (Infusionen, Temperaturkontrolle, Schmerztherapie, Zwangsernährung, etc.) überlassen Tierärzte gerne den Kaninchenhaltern ... warum?

Weder Tierheime, noch Tierärzte und erst recht nicht Tierverkäufer klären darüber auf, dass Kaninchen zum Zwecke der Heimtierhaltung durch systematische Kastration erst "passend" gemacht werden müssen. Tierärzte weisen nach der konkreten Operation lediglich darauf hin, dass ein Rammler  gut sechs  Wochen nach der Kastration noch zeugungsfähig ist und deswegen von seiner bisher ihm vertrauten Partnerin bzw. allen weiblichen Mitgliedern der Kaninchengruppe getrennt gehalten werden muss, um weitere, unerwünschte Nachkommen zu verhindern.

Die körperlichen und psychischen Folgen einer späten Rammlerkastration sind vielen Kaninchenhaltern jedoch nicht klar. Nach Ablauf der Trennungswochen sind sich die ehemaligen Partner fremd und müssen zum Teil neu vergesellschaftet werden. Folge der Kastration eines geschlechtsreifen Rammlers ist, dass der arme Kerl seinen urigen Duft verliert. In vielen Fällen verliert der Rammler dadurch auch seine Führungsposition innerhalb der Kaninchengruppe. Nicht selten wir der kastrierte Rammler in der Folgezeit von der (oder den) Dame(n) aggressiv berammelt bzw. nur noch als Untergebener geduldet. Die bisherige Hierarchie der Gruppe ist durch die Kastration zunächst einmal zerstört. Jetzt, als Kastrat, flitzt der Rammler nicht mehr herbei, um innerhalb seiner Gruppe Streit zu schlichten. Nun checkt der Rammler nicht mehr die Lage und markiert voller Hingabe sein gesamtes Revier. Er umkreiselt auch nicht mehr seine Damen mit seinem arttypischen, sonoren  "Brum-Brum", verspritzt nicht mehr mit zackigem Hakenschlag seinen urig duftenden Urin auf seine Holden. Imponieren, Aufpassen, Zurechtweisen, Dominieren und Markieren - das war früher sein Leben. Das Verhalten des kastrierten Rammlers hat sich durch die Hodenentfernung wesentlich geändert; zu seinem eigenen Nachteil sowie meist zum Nachteil der gesamten Kaninchengruppenstruktur: Arbeitslos und träge wirkt der Kastrat. Duftmäßig machtlos geworden - sinnlos erscheint sein Dasein und führungslos oftmals die Gruppe. Die Kastration eines erwachsenen (geschlechtsreifen) Rammlers ist ein folgenschwerer Eingriff in seine Persönlichkeit und kann die Harmonie (s)einer bestehenden Kaninchengruppe (zer-) stören.
Auch die Rammler-Frühkastration führt bei Kaninchen nicht selten schon in jungen Jahren zu Fettleibigkeit.

 

 

  

Ein unkastriertes Kaninchen zeigt unserer Erfahrung nach
wesentlich mehr Art typische Lebensäußerungen. Warum sollte ein Kaninchen
nicht mit Urin spritzen oder Setzröhren graben dürfen?

 

  

Unkastrierte, nicht gedeckte Häsinnen, die mit Kastraten zusammen leben, werden nach wie vor hitzig und bekommen letztendlich nicht selten, oft schon im Alter von zwei bis drei Jahren Unterleibstumore. Der periodisch auftretende Hitzigkeitsanfall  äußert sich mit  Begleiterscheinungen, wie z. B. plötzlicher Aggression (nicht nur ggü. den Artgenossinnen), permanentes Buddeln, Wühlen, Scharren, hektisches Suchen und Herumstreifen bis zur völligen Erschöpfung, Berammeln von Kastraten, anderen Tieren oder notgedrungen dem Fuß der Halterin. Hitzige Häsinnen in reiner Innenhaltung "bearbeiten" besonders gerne Teppiche, Tapeten, Möbel, etc... Als "Symptome" der Krankheit "Scheinschwangerschaft" werden von Haltern immer wieder genannt:  übermäßige Grabwut, permanentes Scharren auf einer Stelle, Zerstörungswut, Trotzreaktionen, übermäßig aggressives, bissiges Verhalten ggü. weiblichen Artgenossen, Brustfell ausreißen mit der Gefahr des Verschluckens der Haare, verzweifelte Suche nach einem geeigneten Platz für das Nest, verminderte Nahrungsaufnahme...

Die Freilandhaltung bietet Kaninchen allgemein ausreichend viele Geruchs-, Nage- und Fressreize sowie die Möglichkeit, tatsächlich zu Graben, wodurch die Hitzigkeitsanfälle nicht störend sind. Bei reiner Innenhaltung muss der Halter jedoch im Laufe eines Kaninchenlebens Tonnenweise natürliche Äste, Zweige, Kräuter, Blätter, Gräser zur Verfügung stellen, um dem art typischen Nestbau-Bedürfnis dieser Tiere gerecht zu werden.

Die meist nächtlichen Aktivitäten von eingesperrten, hitzigen Häsinnen gehen mit entsprechend störenden Geräuschen einher. Eine oder mehrere unkastrierte Häsin(nen) als Heimtier in der Wohnung zu halten, ist eine große Herausforderung.


Gebärmutterwucherung eines Zwergkaninchens  =>


In Kaninchenschutzkreisen zirkulieren befürwortende Meinungen zur Weibchenkastration, die aus leidvollen Erfahrungen heraus entstanden sind.  Auch von dominanten Häsinnen, die ihren kastrierten männlichen Partner drangsalieren ist immer wieder die Rede.

 

Ein Beitrag zur Häsinnenkastration des Forums einer vereinsmäßig organisierten Kaninchenschutzinitiative unter ...

http://www.kaninchenschutzforum.de/showthread.php?t=4353


... beschreibt die tumorartigen Folgen von Hitzigkeitsanfällen sowie die Erwartungshaltung an das Heimtier Kaninchen.

(Zitatanfang) ...

Vor 2 Wochen wurde unsere Gundel kastriert, weil sie letztes Frühjahr schon ein paar Mal scheinträchtig war, und dann noch einmal im Spätsommer ständig auf Roland rumrammelte, so dass wir ihr erstmal Hormone gaben, zur Diagnose, ob dies überhaupt die Ursache war. Danach war bis zum Jahreswechsel Ruhe. Ende Dezember und dann wieder ca. einen Monat später schleppte sie wieder Heu, beim ersten Mal vielleicht 2 - 3 Tage lang, beim 2. Mal habe ich es nur einen halben Tag lang beobachten können. Alles in allem also nicht sehr ausgeprägt.

Trotzdem war ich der Meinung: Nun reichts, nun wird kastriert!
(Nochmal einen Dank an Steffi, ohne Ihre vehemente Einstellung zur Weiberkastra wäre ich nicht so entschlussfreudig gewesen und Gundel wäre bald gestorben!)

Ich hatte Gundel untersuchen lassen, sie hatte keinen Ausfluss, sie war nicht schmerzempfindlich am Bauch, ihr schien es super zu gehen, eine Kastra schien nicht dringend. Als meine TÄ Gundel öffneten, traf sie fast der Schlag: nichts war wie es sein sollte, überall Fibrinfäden, und zuerst konnten sie die Gebärmutter gar nicht als solche ausmachen. ......

Vielleicht habt ihr jetzt einen ungefähren Eindruck, wie normale Gebärmütter aussehen. Dann haltet Euch fest. Das ist Gundels Gebärmutter, 21 cm lang, 260 g schwer, unten rechts und links die Eierstöcke
(siehe unter http://www.kaninchentreff.de/yabbse/eigenebilder/PICT0167_cr.jpg)

Lange hätte sie so nicht mehr gelebt, und die Anzeichen für krankhafte Veränderungen waren minimal! Wer weiß, wie viele Weibchen an solch geplatzten Wucherungen sterben, ohne dass man es je erfährt?

Daher meine Bitte: Wenn Eure Tiere scheinschwanger werden, wartet mit einer Kastration nicht zu lange.

LG, Jenny“ ...

(Zitatende)

 

 

Das Unterleibskrebsrisiko bei häufig hitzigen Häsinnen läge nach Aussage einiger Tierärzte, die Kastrationen vornehmen, anscheinend bei ca. 80-90%. Die Wucherungen würden nicht immer entdeckt, weil Kaninchen aus vielerlei anderer Gründe frühzeitig sterben, also noch bevor ein solcher Tumor ersichtlich wird.  Die Tierarztkosten der Kastration einer Häsin liegen bei 120 – 200 Euro (ohne Nachsorge!) .

 

 

  

 
Ausgediente Kuscheltiere in einer Garage zwischen den
obligatorischen Spiel- und Sportgeräten.
Der kastrierte Rammler oben,
die unkastrierte Häsin unten. Nach der Rammlerkastration
und der 8-wöchigen Isolationsphase waren die beiden im kleinen
Stall nicht mehr verträglich. Nun sind die Tiere isoliert
 und sicher verwahrt - abgestellt und ausrangiert in Folterboxen,
die zwar eindeutig dem geltenden Tierschutzgesetz widersprechen,
aber doch gesellschaftlich akzeptiert sind.
    


 



Die Weibchenkastration ist ein massiver, operativer Eingriff. Es gibt keine moralische Rechtfertigung für solch massiven Eingriffe in die körperliche Unversehrtheit von gesunden Kaninchen.

Zu keinem Zeitpunkt gaben uns diese Tiere die Erlaubnis dafür.


 

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